„Restaurant des Herzens“ vereint Stadtteilbewohner am Abendtisch
Erste Veranstaltung von Gewobau, Franz-Xaver Bürkle und Stadtteilverein im Begegnungszentrum Korellengarten verlief erfolgreich / Schirmherrin Dr. Heike Kaster-Meurer schaute trotz Urlaub vorbei
Bad Kreuznach. Gemüse schnippeln, Kartoffeln schälen, Creme aufschlagen, Brühe kochen, Tisch decken oder Poulardenbrust zubereiten – und das alles unter fachmännischer Anleitung von Franz-Xaver Bürkle: Das erste „Restaurant des Herzens“ im Korellengarten ist erfolgreich gestartet. 30 Personen standen auf der Anmeldeliste, der eine oder andere Gast schaute auch ohne Anmeldung vorbei. „Das ist ein tolles Angebot“, freute sich beispielsweise Stadtteilbewohnerin Brunhilde Lerch, und von Sven Bunde und Verena Papenfuss, die im Viertel aufgewachsen ist, gab es schon am Abend ein erstes „Like!“ in facebook: „Eine geniale Idee und ein Dank für die Umsetzung eines wunderbaren neuen Projektes !!! Stadtteilverein KH Süd-Ost und Karl-Heinz Wilhelm Seeger für die Aktion Restaurant des Herzens! Ein Danke auch an den Koch Franz Buerkle … es war super lecker!“ Mit solchem Lob reagierten viele Besucher, zum Beispiel auch eine ältere Dame, die in der Matthias-Grünewald-Straße lebt, gehbehindert ist und deshalb nur schwer in Kontakt mit den Menschen im Viertel kommt. „Ich kann nicht viel machen, aber Servietten falten, das kann ich tun“, sagte sie und beteiligte sich so am Geschehen. Ihre Begleitung, ein humorvoller Herr mit viel Gespür für Service und Gastfreundlichkeit, servierte das Essen und räumte Geschirr ab.
Bürkle trieb die fleißigen Helfer und Helferinnen zu Höchstleistungen an. In der Küche köchelte schon bald eine sämige Sahnesuppe auf frisch gemachter Gemüsebouillon-Basis, in die eine ordentliche Menge frisches Bärlauch-Pesto auf dem Teller eingerührt wurde. Spargel, Kohlrabi und Karotten wurden bissfest gegart, und Rhabarber zu einem Kompott verarbeitet, das als köstliche Basis für einen erfrischenden Nachtisch mit Mascarpone-Creme und Erdbeeren mit Löffelbiskuit diente. Frische Champignons in Rahmsauce ergaben eine köstliche Beilage zur zarten Poulardenbrust, die ein Gast nach Bürkles Anweisung auf den Punkt garte. Nicht zu vergessen die Kartoffeln, die – nachdem sie gekocht waren – in Butter geschwenkt und leicht gebräunt wurden. Marktfrische Kräuter gaben ein würziges Finish. Auch die Küche wurde zusammen aufgeräumt – ein Gemeinschaftsprojekt, von der ersten bis zur letzten Minute.
Pünktlich um 18 Uhr stand die Vorspeise des dreigängigen Menüs auf dem Tisch – zu diesem Zeitpunkt traf auch Oberbürgermeisterin Dr. Heike Kaster-Meurer ein. Den Besuch des Herzensprojekts hat sie sich trotz Urlaubs nicht nehmen lassen: „Das ist eine sehr schöne Idee und eine sehr gelungene Umsetzung“, begrüßte die Schirmherrin der Veranstaltung Gäste und Gastgeber. „Wir haben hier über 1300 Wohneinheiten; die meisten unserer Mieter leben im Stadtteil Süd-Ost“, erläuterte auch Gewobau-Geschäftsführer Karl-Heinz Seeger, der sich bei den Akteuren für den großartigen Einsatz bedankte. Er sieht im Projekt noch „Luft nach oben“ und kündigte an, als passionierter Jäger den Hauptgang des nächsten Treffens spenden zu wollen. Die Gewobau leistete die Anschubfinanzierung und ermöglichte das Restaurant des Herzens zudem mit viel Eigeninitiative in der Freizeit der Mitarbeiter und aus eigenen Bordmitteln. Apropos, als weiteren Sponsor konnte die Gewobau die Zentralwäscherei Bad Kreuznach gewinnen – sie stellte die feinen Damast-Tischdecken kostenfrei zu Verfügung und übernimmt auch die Reinigungskosten.
Die Gäste wiederum bedankten sich nicht nur mit Worten, sondern auch mit Spenden: 130 Euro kamen an diesem Abend zusammen. Weitere Spender und Sponsoren sowie natürlich weitere Gäste aus dem Stadtteil Süd-Ost sind zu den nächsten Treffen herzlich willkommen. „Wir wollen das gemeinsame Erlebnis im Sinne einer Sharing-Economy in den Vordergrund stellen und damit die Gemeinschaft fördern“, erläuterte Seeger das Konzept. Das Menü soll zum Selbstkostenpreis angeboten werden. Darüber hinaus hat das Sharing-Projekt für ihn auch noch eine andere Bedeutung: „So komme ich mehr mit den Mietern in Kontakt, mehr als die Hälfte der Teilnehmer kannte ich noch gar nicht.“
Im Mai muss das Restaurant des Herzens aus terminlichen Gründen kurz pausieren, das nächste Treffen ist dann am Freitag, 7. Juni. Franz-Xaver Bürkle und das Küchenteam aus Gewobau und Stadtteilverein werden dann wieder ehrenamtlich an Pfannen und Töpfen stehen – „Wir freuen uns schon auf nächste Mal, ich hoffe, Ihr seid wieder dabei!“ verabschiedete sich Dr. Claudia Eider im Namen des Stadtteilvereins von den Gästen. Sie weiß, dass es nicht einfach ist, im größten Bad Kreuznacher Stadtteil etwas in Gemeinschaft zu bewegen. „Das war ein super Auftakt, wir hoffen, es geht weiter so!“
Ursprung und Organisationsform
„Les Restos du Coeur“ gehen auf eine Initiative des französischen Schauspielers Coluche zurück. Coluche gründete die Restos 1985 für bedürftige Menschen, um diese mit Nahrung und warmer Kleidung im Winter zu versorgen. Mittlerweile gibt es Frankreich 115 „Restos“, in Holland haben sich 80 „Restos van Harte“ etabliert. In Deutschland gibt es ein „Restaurant und Café der Herzen“ in Leipzig und ein weiteres in Erfurt. Die Organisations- und Finanzierungsformen sind unterschiedlich: Als Verein oder Stiftung, in kirchlicher Trägerschaft oder durch private Initiative, meist finanziert über Spenden oder Crowdfunding-Kampagnen. Realisiert werden die „Restos“ in Frankreich, Holland und Deutschland vorrangig über ehrenamtliche Kräfte, je nach Nachfrage gibt es auch hauptamtliche Organisatoren oder festangestellte Köche. In Bad Kreuznach soll sich der regelmäßige Abendtisch im Begegnungszentrum Korellengarten auf Dauer als ein Treffpunkt aller Bewohner im Quartier Süd-Ost etablieren und dort eine engere Nachbarschaft aufbauen. Franz-Xaver Bürkle hat die ehrenamtliche Unterstützung bis zum Jahresende zugesagt.