Rheinland-pfälzische Wohnungswirtschaft und Architektenkammer fordern bessere Bedingungen für Gebäudesanierungen

Auf einem Gesprächsabend der rheinland-pfälzischen Wohnungswirtschaft und der Architektenkammer Rheinland-Pfalz zum Thema „Nachhaltiges Wohnen – Gebäudebestand entwickeln“ im Zentrum Baukultur in Mainz wurde das gemeinsame Positionspapier für eine bessere Förderung für die energetischen Sanierung des Gebäudebestands vorgestellt.

GEWOBAU-Geschäftsführer und Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft rheinland-pfälzischer Wohnungswirtschaft, Karl-Heinz Seeger, eröffnete den Themenabend mit einem kurzen Pitch zu den aktuellen Herausforderungen der Wohnungsgesellschaften bei der Bestandssanierung.

In der Bestandsentwicklung sehen Wohnungswirtschaft und Architektenkammer entscheidende Hebel für eine Nachhaltigkeitsoffensive am Bau. Zentral sei es beispielsweise, in einer langfristig verlässlichen Förderung auf Bundes- und Landesebene die CO2-Einsparung in den Mittelpunkt zu stellen. Dazu gehöre eine Lebenszyklusanalyse ebenso wie eine Betrachtung des gesamten Quartiers. Außerdem plädierten Architekten und Wohnungswirtschaft für eine Musterumbauordnung, die flexiblere Regelungen für den Umbau des Bestands zulasse. Das Positionspapier wurde auf einer gemeinsamen Veranstaltung am 21. November 2022 in Mainz im Beisein der rheinland-pfälzischen Finanzministerin Doris Ahnen vorgestellt.

Unter dem Titel „Gebäudebestand entwickeln“ haben die Architektenkammer Rheinland-Pfalz und die rheinland-pfälzische Wohnungswirtschaft Vorschläge veröffentlicht, wie mehr Schwung in die dringend benötigte Sanierung des Gebäudebestands kommen kann. Alexander Rychter, Verbandsdirektor des Verbands der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft Rheinland Westfalen, stellt fest: „Die Klimaziele im Gebäudebereich werden wir nicht mit Neubauten erreichen. Was wir brauchen, ist eine echte Modernisierungsoffensive! Dazu aber benötigen wir – auch angesichts der stark gestiegenen Baukosten und um bezahlbares Wohnen garantieren zu können – andere Rahmenbedingungen.“

Einen wichtigen Punkt daraus erläutert Dr. Axel Tausendpfund, Vorstand des Verbands der Südwestdeutschen Wohnungswirtschaft: „Immer höhere energetische Anforderungen an Einzelgebäude bringen uns nicht weiter. Nur wenn wir CO2-Einsparziele auf das gesamte Quartier beziehen, ist es möglich, die Bezahlbarkeit des Wohnens weiterhin zu gewährleisten.“

Einen Sanierungsschub auslösen könnte laut Joachim Rind, Präsident der Architektenkammer Rheinland-Pfalz, wenn beim Umbau von Wohngebäuden technische Regelungen flexibler gehandhabt werden könnten. „Wenn ich ein Gebäude umbaue, muss ich heute Standards einhalten, die auch für einen Neubau gelten. Das ist aber oftmals unverhältnismäßig und führt dazu, dass das alte Gebäude eher abgerissen und ersetzt, als saniert wird. Damit geht die im Bestand gebundene, sogenannte ‚graue Energie‘ verloren. Die durch den Ersatzneubau entstehenden, neuen CO2-Emissionen sind aber im Gebäudebetrieb kaum wieder aufzuholen. Das hat die Bundesstiftung Baukultur in ihrem soeben erschienenen Baukulturbericht nachgewiesen. Die Lösung liegt in der Bestandsentwicklung.“

Die vier Punkte im Positionspapier lauten:

  1. Anreize richtig kalibrieren
  2. Systemisch statt isoliert denken
  3. Lebenszyklus statt Nutzungsphase bewerten
  4. Bestandserhalt vor Neubau – Sanierung leben